Auswärtsfahrten nach Solingen waren für den ESV 1927 Regensburg in den bislang fünf Spielzeiten in der eingleisigen 2. Alsco Handball Bundesliga Frauen bislang kein Quell der Freude: Ein Unentschieden in sechs Vergleichen in der Klingenstadt gegen Solingen-Gräfrath und den ambitionierten Bergischen HC standen vor dem Anpfiff am Samstagabend zu Buche. Im Vorjahr quittierte die Mannschaft von Trainer Bernhard Goldbach noch eine 27:34-Niederlage, diesmal hatten der Übungsleiter und weitere Personen aus dem Dunstkreis von Bayerns einzigem Bundesligisten die Vorahnung, dass heute etwas gehen könnte.
Die 3:2:1-Deckung schmeckte der wohl prominentesten Rückraumreihe der 2. Liga – neben der Schweizer Nationalspielerin Norma Goldmann liefen die Schwedin Alexandra Lundström und die amtierende Zweitliga-Torschützenkönigin Svenja Mann auf – überhaupt nicht. Regensburg verteidigte exzellent und wusste mit Torhüterin Joelle Arno (44 Prozent Fangquote) einen famosen Rückhalt hinter sich. Nach der 9:6-Führung leisteten sich die Oberpfälzerinnen aber eine zehnminütige Schwächephase in der Offensive. An Hochkarätern mangelte es dabei aber wahrlich nicht: Unter anderem wurde ein Strafwurf vergeben und zweimal das leere Tor verfehlt. Dadurch stand es zur Pause nur 10:10. „Wir waren ein paar Tore besser als die Löwen, aber leider haben sich die Mädels im Angriff zu wenig belohnt für ihre Abwehrarbeit“, sagte der Sportliche Leiter Robert Torunsky.
Wer vermutete, dass der kolportierte Etat-Krösus der Liga nach dem Seitenwechsel seiner Favoritenstellung gerecht werden würde, sah sich getäuscht. Regensburg ließ sich nach Wiederanpfiff auch von zwei vergebenen Großchancen nicht unterkriegen und stand weiter überragend in der Deckung. Angetrieben von der starken Franzi Peter bauten die Bunkerladies den Vorsprung kontinuierlich auf 20:12 nach 46 Minuten aus. Ein Blackout in der Deckung kostete dann durch die Kombi aus Ballverlust, Strafwurf und Zeitstrafe die Vorentscheidung. Die Gastgeberinnen witterten unerwartet doch noch Morgenluft und erzielten vier Treffer in Serie.
Als dann Caroline Härtl von den ansonsten gut leitenden Unparteiischen in der 56. Minute eine überzogene dritte Zeitstrafe erhielt, war der Vorsprung auf drei Tore geschmolzen. In Unterzahl fasste sich aber Abwehrass Julika Birnkammer erfolgreich ein Herz. Auch die Nervenstärke der angeschlagenen und dosiert eingesetzten Theresa Lettl vom Siebenmeterpunkt trug dazu bei, dass dem ESV beim hochverdienten Auswärtserfolg eine faustdicke Überraschung gelang.
„Die Mädels haben das in der Abwehr überragend gelöst, gepaart mit einer sehr gut aufgelegten Joelle Arno im Tor“, freute sich ESV-Coach Bernhard Goldbach über das Husarenstück und die starke Teamleistung. Der vierte Auswärtssieg im sechsten Spiel war der perfekte Abschluss auf ein erneut sehr erfolgreiches Handball-Jahr des ESV, der sich sowohl in der abgelaufenen als auch in der aktuellen Runde unter Deutschlands 20 besten Handballteams einordnete. Aber Zeit zum Zurücklehnen und Genießen gab es nur auf der langen Rückfahrt aus Solingen, denn bereits am kommenden Samstag wartet das Heimspiel gegen den TuS Lintfort.
ESV 1927 Regensburg:
Tor: Arno, BaurFeld: F. Peter 6, Hahn 5/1, Birnkammer, Kollmer je 4, Lettl 4/3, Mustafic 2, Fuhrmann, Härtl je 1 sowie Ewald, Opitz, S. Peter, Stürenburg und Kessler

