Carolin Hübner und Julia Drachsler gewinnen bei der Beachhandball-WM mit Deutschland die Goldmedaille
Die deutsche Beachhandball-Nationalmannschaft der Frauen war als amtierender Welt- und Europameister zu den Titelkämpfen ins chinesische Pingtang gereist, Bundestrainer Alexander Novakovic sah sein Team trotzdem nicht als Favorit. Zu schwerwiegend seien die mangelnde Vorbereitung und auch die Personalsorgen im Vorfeld gewesen. Für die für den Zweitligisten ESV 1927 Regensburg aktiven Nationalspielerinnen Carolin Hübner und Julia Drachsler, die im Vorjahr Gold bei der EM gewonnen hatten, sollte es bei ihrer ersten WM-Teilnahme trotzdem hoch hinaus gehen. In der Vorrunde gewann Deutschland zunächst zweimal sehr souverän gegen Griechenland und Puerto Rico (jeweils 2:0 Sätze), musste sich im letzten Vorrundenspiel nach Shoot-Out aber den Brasilianerinnen mit 1:2 geschlagen geben.
In der Hauptrunde konnten die Niederlande hauchdünn mit 2:1 im Shoot-Out bezwungen werden. Gegen Dänemark handelte sich Torhüterin Nele Kurzke bei einer unglücklichen Abwehraktion die Rote Karte ein: Ohne die einzige nominierte Torhüterin – Julia Drachsler übernahm den ungewohnten Part im Gehäuse – wurde das Duell mit 0:2 verloren. Die Disqualifikation zog ein Spiel Sperre nach sich. Mit einer Feldspielerin im Tor schafften die deutschen Frauen es jedoch tatsächlich, die Top-8-Mannschaft Norwegen nach Shoot-Out mit 2:1 zu besiegen und das Viertelfinal-Ticket zu lösen.
In der Runde der letzten Acht wartete mit Spanien ein dicker Brocken. Die Ibererinnen schnappten sich auch den ersten Satz und lagen im zweiten eine Minute vor Ultimo mit vier Punkten vor. Deutschland gelang jedoch noch der sensationelle Ausgleich und in der Verlängerung das Golden Goal, was ein erneutes Shoot-Out bedeutete. Hier hatte der Titelverteidiger erneut die Nase vorn und sicherte sich den Halbfinal-Einzug. Dort gelang gegen Dänemark – hauchdünn und erneut nach Shoot-Out – die Revanche und, viel wichtiger, die damit verbundene Finalteilnahme. Im Endspiel traf das Novakovic-Team am Sonntag auf Argentinien: Mittlerweile voller Selbstvertrauen gewann Deutschland sicher und verdient mit 2:0. Der Titel war verteidigt und die Spielerinnen durften über eine erneute Goldmedaille jubeln.
„Die vergangenen beiden Wochen waren ein unglaubliches Erlebnis. Eine Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnern und nicht so schnell wergessen werde“, sagte Carolin Hübner nach der Rückkehr. „Dass wir am Ende mit dem Weltmeister-Titel nach Hause gekommen sind, ist noch ganz bei mir angekommen. Die Umstände waren definitiv nicht optimal: Verletzungen, die vorzeitige Abreise des Co-Trainers aus privaten Gründen und die Rote Karte gegen die einzige Torhüterin waren schon Herausforderungen. Auch spielerisch hatten wir unsere Probleme und bis zum Finale hat immer mindestens ein Rad nicht ins andere gegriffen. Im Endspiel hat dann jede einzelne eine sehr gute Leistung gebracht“, fasst die 20-Jährige die Erlebnisse zusammen.
„Auch nach der Ankunft in Deutschland fühlt sich die gewonnene Weltmeisterschaft immer noch wie ein Traum an. Wir sind durch die ganzen Hindernisse als Team noch mehr zusammengewachsen und konnten unsere Leistung im Finale mit dem Titelgewinn krönen. Das ich sogar eineinhalb WM-Spiele als Torhüterin bestritten habe, hätte ich vorher auch nicht gedacht“, sagt Julia Drachsler lachend. Beim ESV 1927 ist man sehr stolz auf seine beiden Weltmeisterinnen: „Ich freue mich sehr für Caro und Julia, die in der eigentlich trainingsfreien Zeit nach der langen Zweitliga-Saison viel investiert und sich mit der Goldmedaille belohnt haben. Zwei Weltmeisterinnen zu haben, ist nicht für den ESV 1927 Regensburg etwas ganz Besonderes, sondern auch für die Stadt Regensburg“, sagt ESV-Abteilungsleiter Dieter Müller.