ESV 1927

Damen I

Heimsieg bringt Bunkerladies Platz vier

H. C. Wagner
Foto: H. C. Wagner

Regensburg – Der Super-Sportsonntag in Regensburg hatte zwischen dem Drittliga-Fußball-Derby zwischen dem SSV Jahn und dem TSV 1860 München sowie dem ersten Final-Heimspiel der Eisbären Regensburg ein weiteres Highlight zu bieten: Die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg spielten aufgrund der Hallenbelegung am Samstag ebenfalls am Sonntag gegen die Kurpfalz Bären Ketsch. Trotz der Konstellation und des schönen Wetters war der „Bunker“ an der Dechbettener Brücke gut gefüllt und die Zuschauer bekamen ein äußerst attraktives Handballspiel geboten. An dessen Ende stand ein 36:32(20:17)-Sieg für das bayerische Aushängeschild im Frauenhandball, der den Sprung auf Rang vier – punktgleich mit dem drittplatzierten deutschen Rekordmeister HC Leipzig – bedeutete.

Die Oberpfälzerinnen hatten viel Respekt vor Ketsch, denn die spiel- und kampfstarken Kurpfälzerinnen hatten zuletzt beeindruckende Vorstellungen gezeigt und benötigen im Kampf um den Klassenerhalt jeden Zähler. Obwohl beide Teams sich gut kennen – gegen keinen anderen Gegner hat der ESV in den vergangenen drei Jahren häufiger gespielt – war doch nicht alles bekannt. Das lag allein schon daran, dass Regensburgs Trainer Bernhard Goldbach wieder einmal zum Improvisieren gezwungen war: Mit Halblinks Nicole Lederer und Torhüterin Stephanie Lukau (jeweils Ellenbogenverletzung) standen neben den Langzeitausfällen zwei weitere Leistungsträgerinnen nicht zur Verfügung. Dazu hatte sich die Trainingswoche aufgrund von Erkrankungen und Prävention sehr herausfordernd gestaltet. Allen Vorzeichen zum Trotz waren die Bunkerladies nach dem klaren Derby-Sieg gegen Gröbenzell hochmotiviert, ein weiteres Mal vor heimischer Kulisse eine Vier-Punkte-Partie für sich zu entscheiden.

Der ESV fand von Beginn an gute Lösungen gegen die aggressive, offensive Bären-Deckung: Theresa Lettl, eine von ganz vielen formstarken ESV-Akteurinnen an diesem Nachmittag, besorgte nach gut drei Minuten die 3:1-Führung. Aber die Gäste zeigten sich von der Anfangsoffensive nicht geschockt und hatten in Linkshänderin Svenja Mann die überragende Spielerin in ihren Reihen: Regensburg fand vor allem im ersten Durchgang kein Mittel gegen die Gewaltwürfe der Linkshänderin, die Platz zwei der Torschützenliste belegt und diese Position mit 14/5 Treffern beeindruckend festigte. Da das Heimteam mit mehreren schön herausgespielten Möglichkeiten an der glänzenden Keeperin Johanna Wiethoff scheiterte und Ketsch jede sich bietende Möglichkeit nutzte, führten nach etwas mehr als 16 Minuten auf einmal die Gäste mit 11:9. Goldbach griff zur Auszeit und stellte sein Team neu ein.

Mit Carina Vetter hatte er auch noch ein Ass im Ärmel: Die Linksaußen netzte nach ihrer Einwechslung im Spielverlauf nicht nur alle fünf Wurfversuche, sondern stellte auch Svenja Mann vor eine Aufgabe. Angeführt von der ebenfalls hervorragend aufgelegten Franziska Peter gelangen dem ESV nach der Time-Out drei Treffer in Serie. Wichtig war dabei auch der Abstauber von Marleen Kadenbach, die aufgrund ihrer Rückenbeschwerden nur in der Deckung helfen konnte, zur 12:11 Führung. Auch die Kreisläuferinnen Sara Mustafic und Julia Drachsler waren ständige Unruheherde und zusammen sechs Mal erfolgreich. Im weiteren Verlauf des rasanten ersten Durchgangs konnten sich die Bunkerladies nach dem zwischenzeitlichen 15:15 etwas absetzen. Die letzten Sekunden des ersten Durchgangs verliefen dann optimal aus Regensburger Sicht: Ketsch handelte sich in der Offensive eine Zeitstrafe ein und Lisa Fuchs nagelte in ihrem Heimdebüt den letzten Wurf quasi mit der Sirene zur 20:17-Pausenführung in den Giebel.

Nach dem Seitenwechsel blieb die Partie spannend. Ketsch kam in der 41. Minute noch einmal bedrohlich auf 25:24 heran, doch der ESV fand die passende Antwort. Durch konsequente Abschlüsse, besonders die Flügel Vetter und Lettl wurden gut eingebunden, setzten sich die Bunkerladies wieder ab. Carolin Hübner, mannschaftsintern zur Spielerin des Spiels gewählt, zog in der Endphase die Partie an sich und stellte mit konsequenten Durchbrüchen und schönen Anspielen die Weichen endgültig auf Sieg. Wie die Zuschauer war auch Trainer Bernhard Goldbach begeistert: „Die Mädels haben sehr viel Energie und Spielfreude auf die Platte gebracht. Die Umstände waren nicht einfach, dennoch haben sie den Matchplan zu 90 Prozent umgesetzt. Ich bin sehr, sehr stolz auf die Mannschaft.“ Auch mit wenigen Schnellangriffen hatte sich das junge Team aus dem Positionsspiel viele gute Möglichkeiten erarbeitet. Die tolle Mannschaftsleistung spiegelt sich auch darin wider, dass alle eingesetzten Feldspielerinnen sich in die Torschützenliste eintragen konnten. 

Auch der Sportliche Leiter Robert Torunsky war überglücklich über den abgefallenen Druck: „Das war angesichts unseres Restprogramms ein Schlüsselspiel für uns. Der Sieg bedeutet, dass wir den Direktabstieg bereits sechs Spieltage vor dem Ende vermieden haben. Großes Kompliment an die Mädels und auch an Berny, der die Mannschaft hervorragend eingestellt hat. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Mannschaft im Rückraum in allen Konstellationen – ob klassisch mit Shooterin, zwei Linkshänderinnen oder zwei Spielmacherinnen – souverän gespielt und den guten Gegner immer vor neue Aufgaben gestellt hat.“  

Der verdiente 36:32-Erfolg war bereits der zehnte Heimsieg im 13. Spiel im „Bunker“: Der Rekordwert verbesserte das Punktekonto auf 29:19 und bedeutet bei sechs ausstehenden Partien neun Zähler Vorsprung auf Relegationsrang zwölf, den weiter die Kurpfalz Bären Ketsch – punktgleich mit Bundesliga-Absteiger Waiblingen (jeweils 20:28) – belegen.

ESV 1927 Regensburg:

Tor: Joelle Arno, Andrea Poschenrieder

Feld: Franziska Peter 8/4, Carina Vetter, Theresa Lettl je 5, Carolin Hübner, Sara Mustafic je 4, Annalena Kessler, Lisa Fuchs je 3, Julia Drachsler 2, Maxie Fuhrmann, Marleen Kadenbach je 1.

DHB Pokal

03.09.23

30:28

ESV 1927

2. Liga

„Rengschburger Originale“

 

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