ESV 1927

Damen I

Bunkerladies bringen besten Angriff zur Verzweiflung

H.C. Rödertal
Foto: H.C. Rödertal

und schieben sich auf Rang drei

Was für eine Vorstellung! Die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg gewannen am Samstagabend beim HC Rödertal mit 22:17(14:9) und brachten mit einer sensationellen Abwehrleistung den besten Angriff der Liga zur Verzweiflung. Durch den 15. Sieg im 26. Saisonspiel schoben sich die Bunkerladies auf den dritten Platz. Viel wichtiger: Der ESV machte damit bereits fünf Spieltage vor Ultimo und trotz des verschärften Abstiegs das Saisonziel Klassenerhalt klar.

Angesichts von 13 Siegen in Serie des sächsischen Aufstiegskandidaten und der angespannten Personalsituation – beim ESV fällt nun auch noch die zweiterfolgreichste Werferin Nicole Lederer bis zum Saisonende aus – sprach so gut wie nichts für einen Auswärtserfolg der Oberpfälzerinnen. Außer, dass man gegen Rödertal bislang alle vier Vergleiche gewonnen und vor 700 Zuschauern im prall gefüllten Bienenstock nun wirklich nichts zu verlieren hatte.

ESV-Trainer Bernhard Goldbach, der auch auf Lisa Fuchs (letztes Saisonspiel in Erlangen) verzichten musste, hatte angesichts von zehn verbliebenen Feldspielerinnen und der Ausgangslage unter das Motto „Asterix und Obelix“ gestellt, Linksaußen Carina Vetter den passenden Zaubertrank eingebraut. Und tatsächlich sollte an diesem denkwürdigen Abend die schönste Stadt Deutschlands zum erfolgreichen gallischen Dorf werden.

Zunächst sah es jedoch nach dem Erfolg der „römischen“ Übermacht aus: Rödertal profitierte von einer frühen Zeitstrafe gegen Carolin Hübner sowie mangelhafter Chancenverwertung der Gäste und führte nach knapp fünf Minuten mit 4:1. Die Bunkerladies ließen sich jedoch nicht abschrecken: Nach einem Treffer von Kreisläuferin Sara Mustafic war Franziska Peter auch durch ein Foul nicht zu stoppen. Das Ergebnis: Tor und Zeitstrafe für die Bienen. Die Überzahl nutzten die Gäste zum Ausgleich (5:5).

Die Deckung war schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Partie ein absolutes Bollwerk. Alle eingesetzten Spielerinnen verdienten sich mit ihrem individuellen Einsatz und der einhundertprozentigen Umsetzung der mannschaftstaktischen Aufgaben die Bestnote. Mit Torhüterin Joelle Arno hatte eine weitere „Einserschülerin“ einen absoluten Sahnetag erwischt. Der beste Angriff der Liga (31 Tore im Durchschnitt) verzweifelte immer mehr an der ESV-Defensive. Ein Doppelpack von Carolin Hübner brachte die erste Regensburger Führung. Im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs konnten die Bunkerladies den Vorsprung weiter ausbauen: Hätte Rödertals Keeperin Ann Rammer (45 Prozent Paradenquote) nicht noch etliche Bälle pariert, dann hätte die 14:9-Halbzeitführung der Gäste sogar noch höher ausfallen können.

Auch nach Seitenwechsel fanden die Gastgeberinnen kaum ein Mittel, die ESV-Defensive zu knacken. Welch eine Leistung die Bunkerladies in der Abwehr zeigten, belegt die Statistik: Rödertal gelang es im kompletten Spiel nur, 36 Würfe auf das gegnerische Tor zu feuern. Mit jedem Ballverlust schwand das Selbstvertrauen des HC und die  Gedanken an das „Regensburg-Trauma“ wurden größer. 

Wie schon in den torreichen, erfolgreichen Spielen gegen Gröbenzell und Ketsch präsentierte sich der ESV (50 Würfe) spielerisch stark, die Chancenverwertung war aber nicht wie gewohnt: Allein zwei Gegenstöße kurz nach Wiederanpfiff wurden von Rammer vereitelt. Ihre Gegenüber Joelle Arno war aber gar nicht zu bezwingen und so führte der ESV nach neun Minuten in der zweiten Hälfte mit 2:0. Rödertals Trainerin Maike Daniels hatte in der 37. Minute zu einer frühen Auszeit gegriffen, aber es brauchte schon eine Zeitstrafe gegen Carolin Hübner, dass die Bienen erst nach knapp zehn Minuten in Durchgang zwei ihren ersten Treffer erzielen konnte. 

Der ESV ließ sich nicht schocken und Theresa Lettl, in Angriff und Abwehr eine der stärksten Bunkerladies, markierte mit einem Rückraumkracher entschlossen das 18:11 (46:55). Als wenig später die österreichische Nationalspielerin Santina Sabatnig und Leonie Meersteiner mit Zeitstrafen bedacht wurden, war die Entscheidung früh zugunsten der Gäste gefallen. Die spielten abgezockt die Möglichkeiten heraus, ließen aber in jedem zweiten Angriff eine Großchance aus. Das sollte sich aber nicht rächen und am Ende stand ein völlig verdienter 22:17-Auswärtserfolg zu Buche.

„Was die Mädels da heute in der Abwehr abgerissen haben, ist unglaublich. Die beste Offensive bei 17 Toren zu halten – ich ziehe jeden Hut, den ich finden kann“, freute sich ESV-Trainer Bernhard Goldbach „unbandig“ (Bairisch für „überschwänglich“) über das Husarenstück. Auch der Sportliche Leiter Robert Torunsky konnte das Ergebnis kaum fassen: „Vor genau einem Jahr haben die Mädels mit dem Auswärtssieg in Göppingen ESV-Geschichte geschrieben, der Erfolg heute ist angesichts der Personalsituation und der Bilanz des Gegners in einer ähnlichen Kategorie anzusiedeln. Das war ganz großes Kino.“ Der Lohn für die bärenstarke Mannschaftsleistung waren der Sprung auf Platz drei und der vorzeitige Klassenerhalt – beides wurde auf der Heimfahrt im Bus stimmungsvoll gefeiert.

ESV 1927 Regensburg:

Tor: Joelle Arno, Stephanie Lukau

Feld: Franziska Peter 5/1, Sara Mustafic, Carina Vetter je 4, Theresa Lettl 3, Marleen Kadenbach 3/1, Carolin Hübner 2, Julia Drachsler 1 sowie Johanna Brennauer und Annalena Kessler.

DHB Pokal

03.09.23

30:28

ESV 1927

2. Liga

„Rengschburger Originale“

 

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